Warum wir alle noch an der Vergangenheit hängen und was du dagegen tun kannst
Das ist doch verrückt.
Was ich heute beim Einkaufen erlebt habe, hat mich nachdenklich gemacht.
Ich gehe jedes Wochenende einkaufen.
Ich habe Spaß daran.
Und notwendig ist es allemal.
Doch als ich das letzte Mal mit meinem vollen Einkaufswagen aus dem Supermarkt rollte, stieß ich beinahe mit einem Mann zusammen.
Ich konnte den Wagen gerade noch quer stellen bevor es zu einem spektakulären Unfall kam.
Während ich mich sammelte und froh darüber war, dass ich den Zusammenstoß vermieden hatte, kam eine Frau aus demselben Supermarkt heraus und steuerte auf den Mann zu.
„Hast du mir den Käse mitgebracht?“
Hörte ich den Mann die Frau fragen.
Sichtlich verlegen erwiderte die Frau, dass sie dies in der Eile ganz vergessen habe.
Das war zu viel.
„Immer vergisst du die Sachen, die mir wichtig sind.“ platzte es aus lautstark aus dem Mann heraus.
Die Tauben auf dem Dach gegenüber flogen erschrocken davon.
Ein erwachsener Mann schien plötzlich wieder zum Kind zu werden.
Dem Mann schien das nichts auszumachen und er legte jetzt erst so richtig los.
Lautstark beschwerte er sich über die Vergesslichkeit seiner Frau.
„Nie bekomme ich das, was ich will.“
Sein inneres Kind machte sich bemerkbar.
Es könnte dich überraschen, aber solche Situationen sind keine Seltenheit.
Jeder von uns hat es schon einmal erlebt.
Ein scheinbar unwichtiges Ereignis lässt Menschen in die Höhe fahren.
Hinterher machen sie sich Vorwürfe, so unbeherrscht gewesen zu sein.
Woran liegt das?
Der Grund dafür ist folgender:
Jeder Mensch trägt seine alten Muster so lange in sich, bis er sich diesen bewusst wird.
Und anschließend daran arbeitet.
Diese Überzeugungen kennen wir als Glaubenssätze.
Ich gebe es zu: Das Thema Glaubenssätze ist nicht mehr ganz taufrisch.
Dennoch ist es so wichtig wie nie zuvor.
Die Psychologin Stefanie Stahl nennt es inneres Kind.
Ziemlich treffend, wenn man bedenkt, was solche Überzeugungen mit uns machen.
Stefanie Stahl hat ein ganzes Buch zu diesem Thema verfasst, welches wirklich lesenswert ist.
Warum erzähle ich dir das Ganze?
Auch du trägst Erfahrungen in dir, die dich in den ungünstigsten Gelegenheiten stärker beeinflussen, als dir lieb ist, auch wenn du nicht immer gleich aus der Haut fährst wie der zornige Mann aus dem Supermarkt.
Unsere Glaubenssätze beeinflussen uns enorm.
Hier kommt die gute Nachricht.
In diesem Artikel verrate ich dir, wie du deinem inneren Kind endlich Frieden verschaffst und warum das so wichtig ist.
In diesem Artikel wirst du lernen:
- Was genau dein inneres Kind ausmacht und warum es wichtig ist, sich dessen bewusst zu werden um echte Glücksgefühle zu erfahren.
- Wie unser inneres Kind das Leben beeinflusst ohne, dass wir es wahrnehmen
- Wie du deine Glaubenssätze identifizierst und auflöst damit du glücklich und zufrieden leben kannst ohne zusätzliche Work Life Balance Maßnahmen zu lernen
1. Werde dir der verschiedenen Anteile deiner Persönlichkeit bewusst
Jeder Mensch besitzt nicht nur eine Persönlichkeit. Ja, du hast richtig gelesen. Wir bestehen aus mehreren verschiedenen Anteilen, deren wir uns gar nicht bewusst sind. Oft spricht man in diesem Zusammenhang auch vom inneren Team. Leider ist sich dieses Team nicht immer einig. Oft konkurrieren die verschiedenen Anteile miteinander oder stehen sich im schlimmsten Fall gegenseitig im Weg. Sie führen regelrecht Krieg miteinander. Daher kann es hilfreich sein, sich der verschiedenen Anteile bewusst zu werden um sie somit besser managen zu können. Wenn du glücklich leben willst, lohnt es sich einen genaueren Blick darauf zu werden.
Damit du mich nicht falsch verstehst. Ich spreche hier nicht von einer gespaltenen Persönlichkeit, die nicht weiß wer sie ist, sondern vielmehr von der Fähigkeit sich der verschiedenen Strömungen in unserem Leben bewusst zu werden und sich damit vertraut zu machen. Je besser sich ein Mensch selbst erkennt, desto leichter fällt es ihm sich nach außen zu öffnen und in eine Beziehung mit anderen zu treten. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt auf diesem Weg. Unser inneres Kind kann dabei helfen.
Wir alle haben bewusste und unbewusste Anteil in uns, die sich je nach Situation mal stärker und mal schwächer zeigen. Wir alle tragen noch unsere kindlichen Anteile in uns. Unser inneres Kind ist hartnäckig. Daneben gibt es das Erwachsene-Ich, das bewusst und absichtlich handelt. Unsere kindlichen Anteile laufen unbewusst im Unterbewusstsein ab, was nicht heißt, dass sie damit eine kleinere Rolle einnehmen. Sigmund Freud identifizierte sogar noch eine dritte Instanz, das Über-Ich, welches eine Art moralische Instanz darstellt und häufig auch als „innerer Kritiker“ bekannt ist.
Wie die unterschiedlichen Teile entstanden sind, ist nicht ganz geklärt, aber es handelt sich dabei wahrscheinlich um eine Art Mischung aus genetischer Veranlagung, Erziehung und Erfahrungen, die wir in unserer Kindheit gemacht haben. Alle Probleme, die wir Menschen im Laufe des Lebens durchlaufen, lassen sich auf diese Anteile zurückführen. Ausgenommen davon sind natürlich Schicksalsschläge wie z.B. eine schwere Krankheit oder der Tod einer geliebten Person, die wir selbst nicht in der Hand haben. Den Rest können wir – wenn auch mühsam und sehr langsam – Schritt für Schritt zu managen lernen. Das mag jetzt etwas weit hergeholt klingen, aber je bewusster wir uns dieser Vorgänge sind, desto leichter wird es uns fallen bestimmte Situation zu verarbeiten und angemessen darauf zu reagieren. Unser inneres Kind spielt immer mit.
2. Glaubenssätze als Filter unserer Wahrnehmung
Alles, was wir als Menschen wahrnehmen, durchläuft gewisse Stationen, bis es am Ende wirklich bei uns ankommt. Das Problem dabei ist, dass die Weiterleitung oft nicht fehlerfrei funktioniert. Kennst du das Spiel Flüsterpost? Ein Begriff wird durch flüstern im Kreis an die nächste Person weitergeben und was am Ende dabei rauskommt kann wirklich bizarre Züge annehmen. Wer das schon einmal gespielt hat, weiß wovon ich spreche. Ähnlich verhält es sich mit den Informationen, die wir aufnehmen. Sie verändern sich auf dem Weg. Je mehr Stationen dabei durchlaufen werden, desto verzerrter wird das Ergebnis.
Akustische, optische oder haptische Reize nehmen wir mit unseren Sinnesorganen auf und verarbeiten sie im Gehirn, bis anschließend die Reaktion erfolgt. Im Gehirn sitzen unsere fest verankerten Überzeugungen und legen sich wie ein Filter auf die einkommenden Informationen. Das, was dabei am Ende herauskommt, entspricht nicht immer der Realität, sondern durchläuft stets unsere eigene ganz individuelle Werte- und Erfahrungswelt. Mal handelt unseres inneres Kind, mal ist es unser Erwachsenen-Ich und manchmal mischt sich auch – ganz zu unserem Leidwesen – der innere Kritiker ein.
Es besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung und den Gedanken, den Gefühlen und unserem Verhalten, wobei sich der Zusammenhang nicht linaer, sondern eher als sich gegenseitig beeinflussende Dreiecksbeziehung darstellen lässt. Wenn wir Probleme aus unserem heutigen Leben lösen wollen, müssen wir tiefer graben und die unbewussten Schichten anzapfen, um zu erkennen, wo das eigentliche Problem liegt. Unser inneres Kind und seine Glaubenssätze ist sozusagen die Schaltzentrale unseres Selbstwerts. Unsere sogenannten Trigger sitzen tief und sind auf den ersten Blick eben nicht so einfach zu erkennen.
Doch das ist kein Grund, sich von dieser inneren Arbeit fernzuhalten. Wer anfängt zu graben, findet eher einen Schatz, als derjenige, der nicht gräbt. Die innere Arbeit wird häufig unterschätzt, obwohl gerade mindest growth ungeahnte Möglichkeiten bietet. Der einzige Mensch, auf den wir Einfluss nehmen können, sind wir selbst. Unser inneres Kind kann ein guter Anfang sein. Das, was dabei ans Tageslicht kommt, ist nicht immer angenehm. Daher haben wir Schutzstrategien entwickelt, um diesem Schmerz zu entkommen.
Die meisten Probleme resultieren also letztlich aus unserem Selbstschutz. Wenn es uns gelingt, diesen zu hinterfragen und wir die Strategien erkennen, können wir unser inneres Kind besser erkennen und das hilft, wenn wir Stress bewältigen und glücklich werden wollen. Im Folgenden zeige ich dir einige Schutzstrategien, die häufig vorkommen, damit du sie in Zukunft schneller erkennst und gegensteuern kannst.
3. Inneres Kind: die Schutzstrategien
Eine weit verbreitete Strategie ist das inzwischen so gut bekannte Streben nach Perfektionismus. Typische Glaubenssätze, die diesem Verhalten zu Grund liegen, könnten innere Überzeugungen wie „Ich genüge nicht“ oder „Ich darf keine Fehler machen“ sein. Es ist wichtig, sich dieser Überzeugungen bewusst zu werden, wenn wir unseren Perfektionismus ablegen wollen. Diese Sätze sind keineswegs wahr, obwohl sie sich manchmal so anfühlen. Denn hier spricht unser inneres Kind. Und genau darin liegt auch der Hase im Pfeffer begraben. Wer nicht gut von sich selbst denkt, will keinerlei Angriffsfläche bieten und versucht möglichweise durch perfektionistisches Streben jeglicher Kritik aus dem Weg zu gehen.
Perfektionistische Menschen bemühen sich überdurchschnittlich stark, die Anerkennung anderer Menschen zu bekommen und treiben sich dazu nicht selten bis an ihre eigene Leistungsgrenze oder sogar darüber hinaus. In diesem Fall hilft es, sich klar zu machen, dass das Streben nach Anerkennung sich wesentlich im eigenen Kopf abspielt. Hinterfrage deine Ansprüche an dich selbst und überlege dir einmal woher dieser Drang eigentlich kommt. Ist es wirklich notwendig, dass du diese eine Rückmeldung erhälst, oder kannst du dir vielleicht auch selbst einmal auf die Schulter klopfen und fünf gerade sein lassen? Übe dich darin, gut zu dir selbst zu sein, wenn du deine Ziele erreichen willst, ohne dich dabei zu sehr von der Meinung anderer abhängig zu machen und du wirst sehen, wie gut sich das anfühlt.
Eine weitere Strategie kennen wir alle unter dem Begriff des Helfersyndroms. Dazu habe ich bereits hier etwas geschrieben. Menschen, die anderen auf Biegen und Brechen helfen wollen, haben die eigene Überzeugung „wertlos“ oder „nicht genug“ zu sein. Sie kämpfen auf verlorenem Posten bis zur Verausgabung. Versteh mich nicht falsch. Es ist eine wunderbare Sache, Menschen zu helfen und seine Hilfe anzubieten. Aber es macht einen Unterschied, ob ich bedürftigen Menschen im richtigen Moment meine Hilfe anbiete, oder meinen Selbstwert einzig und allein daraus ziehe, dass ich jemanden helfe, um mir dann auf die Fahne schreiben zu können, dass ich diesen oder jenen gerettet habe.
Das ist auch gar nicht möglich. Eine Hilfe kann man immer nur anbieten. Ob diese dann auch wirklich angenommen wird, steht auch einem anderen Blatt geschrieben. Hier kann es helfen, sich bewusst zu machen, dass man manchmal einfach nicht helfen kann, auch wenn man es zu gerne möchte. Du genügst als Mensch bereits schon jetzt, ohne dabei ein Held sein zu müssen. Helden gibt es nur im Kino. Und manchmal ist es nicht verkehrt, wenn sie dort auch bleiben.
Zuletzt möchte ich noch auf eine Strategie eingehen, der sicher jeder schon einmal begegnet ist. Ich bleibe Kind. Was für eine angenehme Vorstellung. Doch in der Realität einfach nicht möglich, wenn du nicht gerade einen Trank gegen das Altern gefunden hast. Manche Menschen wollen nicht erwachsen werden und suchen Menschen, an die sie sich anlehnen können und die ihnen am besten ihr ganzes Leben vorsagen sollen. Sie trauen sich nicht ihren eigenen Weg zu gehen und ich selbst – oh ja – nehme mich da gar nicht außen vor.
Wie oft ertappe ich mich dabei, dass ich mitten am Tag am liebsten wieder meinen Schlafanzug anziehen und unter die Bettdecke kriechen möchte. Oder kennst du das Bedürfnis, Verantwortung am liebsten abzugeben, anstatt sie zu übernehmen? Wenn dir das ein oder andere davon bekannt vorkommt, weißt du vermutlich, wovon ich spreche.
Doch auch hier gibt es einen möglichen theoretischen Ausweg. Lerne zu verstehen, dass dein inneres Kind eine enorme Angst davor hat, Fehler zu machen, obwohl diese gar nicht so schlimm sind, wie es anfangs scheint. Tatsächlich sind sie sogar ein notwendiger Bestandteil wenn wir erfolgreich werden wollen. Mache dir bewusst, dass du selbst für dein Lebensglück verantwortlich bist und dabei auch Fehler machen darfst. Ja, du darfst Fehler machen. Fehler sind die Erfolgsfaktoren für persönliches Wachstum.
Es gibt noch zahlreiche weitere Schutzstrategien, die unser inneres Kind anwendet und die uns den Alltag immer wieder schwer machen. Wer sich genauer mit dem Phänomen inneres Kind und seine Auswirkungen auseinandersetzten möchte, wirft am besten einmal einen Blick in Stefanie Stahls Buch. Ein wirklich brillanter Blick auf dieses Thema.
Grundsätzlich gilt für alle Strategien, dass du in Wirklichkeit der Konstrukteur deiner Realität bist. Du bist frei, dir deine Wahrnehmung so zu gestalten, dass sie dich nicht belastet. Stärke dein Erwachsenen-Ich und versuche ruhig auch einmal dich selbst zu trösten, wenn die negativen Emotionen über Hand nehmen. Das ist schwieriger, als es sich anhört, aber umso effektiver für das Produzieren eigener Glücksgefühle. Sei gut zu dir und hinterfrage deine kritischen Momente. Je häufiger du dich darin übst, desto besser wird dein Umgang mit dir und deinen Problemen werden.
Ich hoffe, dass du aus diesem Artikel wieder einiges mitnehmen konntest und wünsche dir viel Erfolg bei der Umsetzung. Ein vernünftiger Umgang mit seinem inneren Kind lässt uns gesund leben und zeigt erfolgreich, was im Leben zählt. Wir sollten anfangen uns mehr um unser inneres Kind zu kümmern.
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Bis dahin,
Bleib am Ball,
bleib groß und stark,
dein Florian von Lebensplanet
2 Responses
Hallo Florian,
danke für deinen informativen Beitrag.
Sich mit dem inneren Kind zu beschäftigen, ist wirklich sehr wichtig.
Ich habe mich und auch andere die letzten Monate häufiger beobachten können, wie das eigene innere Kind zum Vorschein kommt.
Seit ich mich vermehrt damit auseinandersetze, bin ich reflektierter und glücklicher und werde mich definitiv weiter damit auseinandersetzen.
Gruß Sarah
Hey Sarah,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Die Arbeit mit dem inneren Kind ist in der Tat etwas, das einen länger beschäftigen kann und nicht von heute auf morgen geht.
Es freut mich, wenn du schon erste Verbesserungen bei dir bemerkt hast.
Weiterhin alles gut dir,
LG,
Florian